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Discuto
DIE LINKE und der Verständigungsmodus
0 Tage noch (endet 16 Nov)
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Wolfgang | 0 | 5 |
P2
Einer der entscheidenden points of interest ist das Fehlen einer nachhaltigen Debattenkultur für politische Entscheidungsprozesse.
Hintergrund:
Wir leben in einem Spannungsfeld zwischen individueller Überforderung und kollektiver Verantwortung. Grundsätzlich: Diese Aussage wie auch viele folgende werden vielen Interessenten bekannt vorkommen. Jede Aussage steht hier unter der Frage, ob sie substanziell als Baustein einer gemeinsamen Position geeignet ist. Quellenangaben wären hier kontraproduktiv – denn es geht eben nicht um die Bewertung der Quellen, die übrigens in aller Regel selbst wieder Sekundärquellen sind…
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P3
Tatsächlich ist zwar in der Realwirtschaft und im politischen Establishment eine hocheffektive Debattenkultur entwickelt worden.
Hintergrund:
Professionelle Problem- und Konfliktlösung mittels hilfreicher Strukturen und zielführender Methoden sind inzwischen in BWL und PM zu ausgefeilten Selbstverständlichkeiten geworden . Allerdings sind die Akteure in BWL und PM generell von vornherein nach Fachkompetenz und Zielstellung ausgewählt – was für politische Prozesse in aller Regel nicht zutrifft.
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P4
Die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung verharrt jedoch in einem Zustand, der bestenfalls als Demokratie und Meinungsfreiheit bezeichnet wird – jedoch faktisch auf eine selbstverschuldete Unmündigkeit der Unterprivilegierten hinausläuft.
Hintergrund:
Proletariat bzw. Prekariat erzeugen zwar den Reichtum der Gesellschaft, sind aber vom Privileg der Verwendung dieses Reichtums weitgehend ausgeschlossen. Der „beste Fall“, dass nämlich die Stimmen in Wahlen abgegeben und ansonsten alle Wünsche frei geäußert werden können, mündet bei Machtlosigkeit der Unterprivilegierten in Autokratie-Oligarchie-Lobbykratie…
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P5
Demokratie als Volkes Herrschaft setzt voraus, dass die „Weisheit der Vielen“ einerseits als Basis und andererseits als Korrektiv für das Handeln der gewählten Exekutive maßgebend wird.
Hintergrund:
Unsere Zivilisation ist mittlerweile dermaßen komplex, dass in jeder Situation die agierenden Einzelpersonen überfordert sind und die kollektive Verantwortung schlicht nicht wahrgenommen werden kann. Immerhin zeigt die Schweizer Konkordanzdemokratie, dass die Bevölkerung auch heute schon in wohlstrukturierte Entscheidungsprozesse maßgebend einbezogen werden kann.
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P6
Das Zeitalter der Digitalisierung bietet völlig neue Möglichkeiten – im Guten wie im Bösen.
Hintergrund:
Exorbitante Speichervolumen und Rechengeschwindigkeiten, dazu die zeitversetzte und erdumspannende Kommunikation lassen von einem Zeitalter der Digitalisierung sprechen – also von einer qualitativ neuen Epoche der menschlichen Zivilisation. Wirtschaft und Kultur finden völlig neue Rahmenbedingungen. Leider gilt nach wie vor, dass jede Schurkerei nur der Verständigung zwischen ganz wenigen Akteuren bedarf – während jeder Gemeinwohlfortschritt das Zehnfache, Hundertfache, ja Tausendfache an zusammenwirkenden Bemühungen vieler Akteure erfordert.
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P7
Die Debattenkultur wird in jeder Gesellschaft als Mittel zur Machterhaltung instrumentalisiert.
Hintergrund:
Diese Aussage ist zunächst „wertfrei“. Es gibt Beispiele für demokratische Modelle, wie die Agora des Perikles und die Schweizer Konkordanzdemokratie. Beide sind sogar vom Ansatz her für Digitalisierung geeignet – und sollten als solche für disruptive Entwicklungen vorgemerkt werden. „Disruptiv“ meint allerdings „Zerstörung von Bestehendem plus Ersatz durch Besseres“ - was wohl momentan nicht in Sicht ist.
Im allgemeinen – und also auch heute – greift die jeweils dominierende Debattenkultur ziemlich skrupellos durch. Die Mainstream-Medien vermitteln Tunnelblick- Narrative und verunglimpfen selbständiges Denken auf vielfältige Weise. Die „sozialen Medien“ und insbesondere die Influencerei bieten bequeme Spielräume – ohne politische Verantwortung und Wirkungsmöglichkeit. Am deutlichsten wird das bei Facebook, wo jegliche sachliche Erörterung gnadenlos in die Gefühlsskala „Gefällt mir-Love-Umarmung-Haha-Wow-Traurig-Wütend“ kanalisiert wird – wo dann gemeinsames kreatives Weiterdenken kaum denkbar ist. Es ist schon höchst bemerkenswert, wie die 7-stufige Skala eine inhaltliche Qualitätsverbesserung verspricht – jedoch in praxi systematische Energievernichtung bewirkt.
Auch Volksentscheide liefern letztlich meist nur Trostpflaster, wenn Minderheiten als Verlierer zu besänftigen sind.
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P8
Die Linke/LINKE hat noch keine eigene Debattenkultur entwickelt.
Hintergrund:
Zumindest theoretisch ist begründet, dass eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft nur von Kräften realisiert werden kann, die eine kulturelle Hegemonie erlangt haben. Die also den Nachweis erbracht haben, dass sie die Probleme der Gesellschaft besser lösen als die bisherige Macht. Davon ist die Linke insgesamt wie auch DIE LINKE weit entfernt. Ganz im Gegenteil: die Außenwirkung füttert die hämische Unterstellung, dass die Linke/LINKE nicht einmal ihre eigenen Widersprüche konstruktiv bewältigen kann. Und schmerzhaft sind die internen Erfahrungen von der traditionellen Debattenkultur in Aufstehen. In unzähligen Arbeitsgruppen wurden durchaus mit großem Engagement Positionspapiere erarbeitet – die jedoch in keiner Weise wirksam wurden. Und ein absoluter Rohrkrepierer wurde das KI-Portal, welches alle Teilnehmer auf nebulöse Weise in Cluster A und B aufteilte. Also aufteilen statt zusammenführen – zum Glück inzwischen fast vergessen…
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P9
Die Linke hatte den Anspruch einer wissenschaftlichen Weltanschauung.
Hintergrund:
Die Linke erhob von Anfang an den Anspruch, Verantwortung für die menschliche Zivilisation insgesamt zu übernehmen. Sie stand generell im Unterschied und Gegensatz zu allen Weltanschauungen, die sich auf Abgrenzung von Glauben, Nationen, Freiheiten o.ä. kaprizierten.
Die ethischen Grundlagen und Selbstverständlichkeiten können hier hoffentlich als unstrittig vorausgesetzt werden. Der Fokus Debattenkultur führt auf die materialistische Dialektik – seinerzeit als „schärfste Waffe der Arbeiterklasse“ deklariert. Zunächst bleibt offen, wie die Linke heute zu Arbeiterklasse und Prekariat und Lifestylelinken und anderen Unterprivilegierte steht. Und ebenso muss eingestanden werden, dass heute vieles unter „Dialektik der Aufklärung“ in den Vordergrund gestellt wird, was uns hier nicht weiter hilft…
Der klassische Dialektische Materialismus postuliert (u.a.?) folgende Grundgesetze:
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P10
Kritisch betrachtet entstehen viele Probleme der Linken dadurch, dass sie diese Grundgesetze der materialistischen Dialektik ignorieren:
Hintergrund:
Zu 1. Von Linken wird im „Kampf“ mit „Gegensätzen“ (also mit konkurrierenden Bewegungen, Parteien…) generell ausgeblendet, dass sie mit diesen Gegensätzen mehr Gemeinsames als Gegensätzliches haben: soziale Situation, Gegenstände der Kritik, Machtlosigkeit…
Zu 2. Von Linken wird generell ausgeblendet, dass ihre inneren Widersprüche wertvolle Triebkräfte für die eigene Entwicklung sein können – und unbedingt in diesem Sinne genutzt werden müssten!
Überhaupt scheint die eigene Entwicklung der Linken völlig unterbelichtet – zumal, wenn man die Defizite in Relation einerseits zu den Arbeiterbildungsvereinen vor 150 Jahren und andererseits zum heutigen ständigen Lernen in der Realwirtschaft betrachtet.
Zu 3. Von Linken wird generell ausgeblendet, dass jegliche Wünsche und Forderungen einerseits bestehendes ändern – aber ihre Erfüllung auch Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringt, die selbst wieder irgendwann eine „Negation der Negation“ erfordern.
Zu 4. Der Umschlag von Quantität in Qualität wird wohl gar zu oft als von selbst wirkendes Naturgesetz erwartet. Wie das o.g. Beispiel der Aufstehen-Arbeitsgruppen zeigt, bedarf jedoch auch die Quantität organisierter Ausgestaltung, um als mit neuer Qualität wirksam werden zu können…
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P11
Alle diese Schwachstellen sind menschlich-allzumenschlich und keineswegs „linkstypisch“.
Hintergrund:
Aber es müsste wohl der Anspruch einer zukunftsfähigen Linken sein, diese substanziellen Selbstbeschränkungen zu überwinden… Insbesondere muss wohl die Parole„Ich bin der Widerspruch, also bin ich der Fortschritt!“ in Frage gestellt werden. Wie es in der Theorie der disruptiven Technologien heißt: „Zerstörung von Altem ist notwendig, aber nur bei Aussicht auf Ersatz durch Besseres gerechtfertigt.“
Und noch ganz nebenbei: Zum höchsten Niveau von professionellen Problemlösungsprozessen gehört sogar, dass einem Teilnehmer die Rolle „vox diaboli“ übertragen wird. Er soll also möglichst alle relevanten Gegenargumente, insbesondere Risiken und Nebenwirkungen zur Geltung bringen, die „normalerweise“ gern „weggebügelt“ werden….
Kurzum: Der Anspruch der Linken/LINKEN auf eine „wissenschaftliche“, also objektive ganzheitliche weltanschauliche Basis ist verloren gegangen. Im realen Sozialismus noch theoretisch gepredigt, wurde die (materialistische) Dialektik in praxi arg vernachlässigt. Danach wurde ihr (m.E. völlig zu Unrecht) die Schuld am Scheitern des realen Sozialismus gegeben. Nun ist sie völlig vergessen?!? Oder wird die Dialektik vielmehr von neoliberal modischen Wahlkampfritualen verdrängt – die allerdings für eine zukunftsträchtige Debattenkultur denkbar ungeeignet sind?!?
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P12
Die Arbeiterklasse gibt es nicht mehr – und andere Heilsbringer auch nicht.
Hintergrund:
Die Arbeiterklasse als aus der SichVerständigungst von Marx und Engels bestorganisierte Klasse gibt es nicht mehr. Der „starke Arm, der alle Räder still“ stehen lassen kann, ist heute eher der kleine Finger des Operateurs am Steuerpult. Und die Unterprivilegierten sind durchaus hochqualifizierte Fachleute. Wir sollten wohl eher an verantwortungsvoll weitdenkende Menschen wie Snowden und Assange denken, wenn wir in der Realwirtschaft Träger einer nachhaltigen Entwicklung suchen.
Natürlich muss eine zukunftsfähige Gesellschaft Perspektiven für Menschen bieten, die irgendwie „abgehängt“ sind. Aber gerade von diesen Menschen zu erwarten, dass sie die Probleme ganzen Menschheit lösen, ist wohl doch unfair und realitätsfern…
Kurzum: Die Vorstellung, dass da eine über eindeutige Merkmale wohldefinierte „Klasse“ existiert, die nur noch darauf wartet, als herrschende Klasse erkannt und installiert zu werden, war schon immer eine Illusion. Eher gilt wohl wieder der Stoßseufzer aus der DDR-Zeit „Da haben wir uns ja etwas schönes eingebrockt mit unserer herrschenden Klasse!“…
Wir ((wer ist wir?)) müssen wohl völlig umdenken. Es ist absolut ausgeschlossen, dass eine der unzähligen konkurrierenden Weltsichten plötzlich die allein seligmachende ist. Überall finden wir eine grandiose Mischung von gutem Willen und kluger Vernunft mit mehr oder weniger spektakulären Alleinstellungsmerkmalen. Diese wiederum fixieren eine kompromisslose Abgrenzung zu allen anderen Weltsichten. – und schließen damit ganzheitliche Entwicklungen aus. Was letztenendes bedeutet, dass die mindestens 90% Anteile von Vernunft und gutem Willen, die in jeder(!) gesellschaftlichen Bewegung zu finden sind – paralysiert werden...
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P13
Wer für andere, oder gar für die Gesellschaft insgesamt sprechen will, muss sich zuerst selbst hinterfragen.
Hintergrund:
In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends wurde diskutiert, dass Selbstreflexionsblockaden die Ursache von funktionalem Faschismus seien. Wer da meint, er habe immer Recht, der ignoriert, dass er mit in Sicherheit mündender Wahrscheinlichkeit in irgendwelchen wichtigen Punkten Unrecht hat. Und wer jegliche Diskussion mit „Schluss. Punkt! Aus!!“ beendet, der praktiziert schon funktionalen Faschismus. Isso!
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P14
Gegenseitig respektvoller Umgang zwischen Mehrheiten und Minderheiten ist dringend notwendig - und setzt allerdings voraus, dass Unterschiede klar benannt und gewichtet werden.
Hintergrund:
Selbst in einer idealsten Gesellschaft wird es unausweichlich immer wieder Entscheidungssituationen geben, die Betroffene und Benachteiligte hinterlassen. Die US-amerikanischen Polarisationshysterie spaltet die Menschheit in machtausübende Mehrheiten und besiegte Minderheiten, die sich skrupellos bekämpfen. Die inzwischen unstrittige Tatsache, dass dieser Kampf angesichts der begrenzten Ressourcen unserer Erde die Existenz unserer menschlichen Zivilisation gefährdet, ist somit ein zwingender Grund für das Bemühen um einen wirklich praktikablen Verständigungsmodus.
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P15
Wie ein Verständigungsmodus praktiziert werden kann, ist im angehängten Diskurskanon skizziert.
Hintergrund:
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