Der Sonderfall „Start mit einer leeren Menge von Kernaussagen“ ist übrigens nicht ausgeschlossen – dann beginnt der Diskurs mit einer Frage oder einer Behauptung. Nur wenn diese Menge auch im Laufe des Diskurses leer bleibt, dann kann offenbar von einem evolutionären/qualifizierten Konsens nicht die Rede sein.

• Jeder eDiskurs wird mit einem Entwurf gestartet. Zur Intention des eKonsens gehört, dass der Entwurf bereits nach Möglichkeit ganzheitlich lösungsorientiert durchdacht ist. Im Regelfall sollte der Entwurf von fachkundigen Autoren eingebracht werden.

• Die Teilnehmer des eKonsens können die Autoren kritisch begleiten, indem sie durch ihre Bewertung (vozugsweise Likert_5 - Skala) Zustimmung oder Ablehnung zu den einzelnen Kernaussagen dokumentieren.

• Die Teilnehmer können durch Diskussionsbeiträge Einfluss auf die Kernaussagen nehmen. So können die Grenzen der Möglichkeiten der Autoren prinzipiell überwunden werden.

• Durch eine Bewertung der Diskussionsbeiträge können wiederum alle Teilnehmer ausdrücken, was in die Kernaussagen eingearbeitet werden soll – oder eben nicht.

• Das „Zusammenführen“ aller Kompetenzen ist wiederum Sache von Fachleuten. Die Autoren/Moderatoren/Aggregatoren sind angehalten, „hochgevotete“ Diskussionsbeiträge in die Kernaussagen einzuarbeiten.

• Als Endzustand entsteht das Ergebnisdokument des Diskurses: eine auf Ganzheitlichkeit orientierte Sammlung von Kernaussagen nebst Bewertungen, die Konsens und Dissens der Teilnehmer über diese Kernaussagen objektiv dokumentieren.

Das genau auf die Kernaussagen gezielte Zusammenspiel von Bewertung und Diskussion ist das Alleinstellungsmerkmal des eKonsens. Der Bezug auf Einzelaussagen ist übrigens wichtig zur Vermeidung von „Mogelpackungen“. Kompetent formulierte Entwürfe werden durch zahlreiche Zustimmung großes Gewicht erhalten. Intention ist, den Zustand zu überwinden, dass schlecht- bzw. unstrukturierte Entwürfe die Teilnehmer animieren, „kleckerweise ihren Senf dazu zu geben“ - wodurch die Ergebnisse offenkundig eher entwertet als aufgewertet werden. Ich (WS) würde jedenfalls gern zu vielen griffig formulierten Aussagen meine Zustimmung oder Ablehnung dokumentieren – und dann bei einzelnen Problemlösungen substanziell beitragen.

Selbstverständlich wird eine politische Wirksamkeit erst bei repräsentativen Teilnehmermengen denkbar. Und viele Teilnehmer werden erst dann „voll einsteigen“, wenn sie die von anderer Software gewohnte Unterstützung vorfinden. Beim eKonsens sind die Komfortmerkmale teils den üblichen sehr ähnlich, teils aber auch sehr spezifisch:

• Ergebnis
  Eigentliches Ergebnis des eKonsens sind die im eContainer enthaltenen Kernaussagen.
  Für spezielle Anwendungsfälle sind jedoch vielfältige Zusatzinformationen optional: Klärtexte, Bewertungen, Kommentare ... und das ganze am liebsten nach Akteuren und Zeitablauf aufbereitet. Schon da ist Stoff für viele Releases!

• Navigation
  - Primär sollten alle Topics/Diskurse über einen Themenbaum ansteuerbar sein.
  - Zusätzlich ist eine Suche über Hashtags oder/und Volltext hilfreich.
  - Inhaltlich bedingte Folgen werden durch spezielle --> Verlinkungen unterstützt.

• Verlinkung
  - Die Entwicklung eines Diskurses kann in Form einer Folge von eContainern modelliert werden. Als Standard werden die „Stationen“ Situationsanalyse-Ideenbuch-Ziele-Konzept-Projekt-Aktion empfohlen. Die Stationen können jedoch frei benannt werden.
  - Um eDiskurse über mehrere Abstraktions- bzw. Detaillierungsebenen führen zu können, kann jede Kernaussage mit einem Unter- eContainer verlinkt werden (Breakdown-Struktur).

• Logik
  Logische Beziehungen zwischen Kernaussagen („abgeleitet von“, „PRO-Argument für“...) können durch aktive Emoticons versinnbildlicht und verfolgbar werden.

• Timing
  Die Einarbeitung von Diskussionsbeiträgen kann zu Textänderungen führen, durch die zuvor abgegebene Bewertungen hinfällig werden. Bis auf weiteres liegt die Entscheidung im Ermessen des Moderators. Bei substanziellen Änderungen wird die Zählung neu begonnen. Bei „rein redaktionellen“ Änderungen wird die Zählung fortgesetzt.

• History
  Grundsätzlich werden alle Aktionen in einer History dokumentiert. Eine komfortable Auswertung der History gilt als „nice to have“.

• Moderation
  Sobald der eKonsens repräsentative Teilnehmerzahlen erreicht, brauchen die Moderatoren eine effektive Unterstützung. Inhaltsfremde Beiträge sollen per Mausklick verwarnt oder eliminiert werden können. Ausufernde Dispute zwischen Teilnehmern sollen als „nicht moderierbar“ zurückgeschickt werden - mit der Aufforderung, einen „konstruktiven Beitrag unter Berücksichtigung der bisherigen Diskussion“ einzubringen („Notbremse“). Die Teilnehmer sollen automatisch per eMail über die Aktion informiert werden.

• Forking
  Sollte zwischen Diskutant und Moderator keine Einigung über die Formulierung der Kernaussagen erreicht werden, so soll der Diskutant den aktuellen Stand des Diskurses exportieren und damit einen konkurrierenden Diskurs starten können.

• Merging
  Theoretisch bietet die Kernaussagen-Struktur eine bestmögliche Voraussetzung für das Zusammenführen paralleler Diskurse. Falls durch Forking relevante Diskurse entstehen, dann sollte ein Merging mit copy&paste leicht machbar sein.