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Die Zukunft hybrider Spaces – das Covid Pop-up Hub Abschluss-Event 

Der COVID Pop-up Hub wurde zu Beginn der Corona-Krise ins Leben gerufen. Seine Zielsetzung: Themen identifizieren, die wichtig sind, um aus der Krise und für andere Krisen zu lernen. “Der COVID Pop-up Hub folgte dem Leitspruch ‘Not macht erfinderisch’”, erklärt Michael Wiesmüller, Leiter der Abteilung für Schlüsseltechnologien für industrielle Innovationen im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) in seiner Eröffnung.

Der Fokus wurde im Laufe der Pandemie auf die drei Themenbereiche Zukunftsszenarien – mit dem Unterthema “Ökonomische Puffer” – staatliche Interventionen und Distancing gelegt. Distancing hat sich in weiterer Folge in Richtung Hybridität entwickelt. Zur Bearbeitung wurden unterschiedlichste Expert:innen hinzugezogen, Online- wie Offline-Diskussionen geführt, Persona-Workshops durchgeführt, kurz: die Themen von allen Seiten beleuchtet.

Am 23.09.2022 fand das Abschluss-Event zum Projekt COVID Pop-up Hub im Café Museum in Wien statt. Mit Ende September wird der Hub in seiner jetzigen Form beendet. Bei der Veranstaltung wurden zunächst kurz alle bislang geleisteten Aktivitäten reflektiert. Anschließend wurde in einem Panel eingehend zur “Zukunft hybrider Spaces” diskutiert. Hybride Räume und wie reale und virtuelle Welten zusammenwirken, aber auch welche Technologie dafür notwendig sind – das hat sich als DAS große Thema zur gelungenen kollaborativen Zusammenarbeit herauskristallisiert.

Es diskutierten Ursula Eysin (Geschäftsführerin RedSwan), Manfred Tscheligi (Head of Center for Technology Experience, AIT), Katja Edlinger (Lead Business Group Modern Workplace, Microsoft) Kambis Kohansal Vajargah (Head of Startup Services, WKO) sowie virtuell mit dabei Chris Haarmeijer (CEO, RE-liON) unter der Moderation von Christine Wahlmüller-Schiller (Center for Technology Experience, AIT).

Wohin geht die Reise? 

Intensive wurde über das für und wider von virtuellen Meetings, Best Practice Beispiele und Erfahrungen und Einblicke in Alltag, Beruf und Gesellschaft diskutiert. Einig waren sich die Diskutant:innen in einem Punkt: Die Hybridität, die durch virtuelle Meetings und Video-Calls während der Pandemie einen Aufschwung erhalten hat, wird bleiben. Aber: Die Menschen und ihre Bedürfnisse müssen (und werden) weiter in den Mittelpunkt gerückt werden. Denn die soziale Interaktion ist für Kollaboration und sich daraus entwickelnde Innovation ausschlaggebend. Räumlichkeiten werden medialer, werden menschlicher. Integration und Inklusion werden immer wichtiger.

Unternehmen sollten genau diese Entwicklung berücksichtigen. Wichtig ist dabei, ein individuelles Maß und adäquate Lösungen für Hybrides Miteinander zu entwickeln und dabei die Mitarbeiter:innen einzubinden. Nur dann werden Unternehmen in Zukunft erfolgreich sein und bleiben. Folgende Erfolgsfaktoren wurden genannt: Es gelte, das Vertrauen der Mitarbeiter:innen auf- und auszubauen, hybrides Arbeiten möglich zu machen und zu fördern, Feedback einzuholen sowie auf die Gesundheit und das “Well-Being” zu achten.

“Hybride Spaces sind erst am Anfang.”, betonte Manfred Tscheligi in seinem Schluss-Statement, “Wir müssen uns weg bewegen von dem Glauben, schon alles zu haben. Wir brauchen Präsenzartefakte, die ein Well-Being erlauben und hier eine Synergie schaffen zwischen hybrider und realer Welt, bei der die Bedürfnisse des Menschen im Mittelpunkt stehen. Auch beim COVID Pop-up Hub stehen wir schlussendlich noch am Anfang. Es braucht Räume zum Ausprobieren. Wir kennen unsere Zielsetzung – jetzt müssen wir die Hybrid Spaces der Zukunft nur noch bauen!”

Die gesamte Diskussion können Sie sich hier ansehen: Roundtable Hybrid Spaces

 

Die Zusammenfassung der Diskussion: “Man muss es nur machen” - die technologische Weiterentwicklung braucht Menschlichkeit und Testphasen

Expert:innen-Diskussion mit Manfred Tscheligi, Markus Murtinger und Ursula Eysin 

Ursula Eysin, Geschäftsführerin von Red Swan, beschäftigt sich mit der Entwicklung von Zukunftsszenarien die Menschen, Unternehmen und Organisationen dabei helfen sollen, in einer sich immer schneller verändernden Welt zurecht zu finden und Ungewissheit in einen Vorteil zu verwandeln. Manfred Tscheligi ist Head of Center for Technology Experience am Austrian Institute of Technology (AIT) und Markus Murtinger ist hier Leiter der Competence Unit Experience Business Transformation, die sich u.a. mit der Verankerung von Customer Centricity & Experience Thinking Strategien beschäftigt. Alle drei waren im COVID Pop-up Hub involviert und engagiert an seiner Umsetzung beteiligt. Sie reflektieren das Verhältnis von Mensch und Technologie und werfen einen Blick in die Zukunft von Technologien und wie das Projekt COVID Pop-up Hub fortgesetzt werden kann.

“Die Interaktion zwischen Mensch und Technologie bestmöglich nutzen” ist ein Credo des COVID Pop-up Hub. Was genau versteht ihr darunter? Und warum ist es gerade in der heutigen Zeit besonders wichtig? 

Ursula Eysin: Im Wesentlichen sehen wir immer wieder zwei unterschiedliche Ansätze: Technologie als Lösungsansatz und Technologie als Kontrollinstrument. Ich plädiere für den ersten Ansatz und sehe Technologie als etwas, das Lösungen für kleine und große Probleme der Menschheit bieten kann, wenn sie richtig und verantwortungsvoll eingesetzt wird.  Ich möchte sehen, dass Technologie zum Wohle der Menschen und nicht zu ihrem Schaden eingesetzt wird. Ganz wichtig sind dabei die Kommunikation und die Verbindung zu anderen Menschen.

Manfred Tscheligi: Ausgangspunkt für dieses Gespräch ist der COVID Pop-up Hub. Wenn man die COVID-Zeit betrachtet und sich die Fragen stellt “Was hat die Technologie bewirkt?” und “Was hat die Technologie nicht bewirkt?” – dann haben wir doch eine klare Entwicklung gesehen: Einerseits hat die Covid Zeit die Kommunikation möglich gemacht. Wir konnten – auch wenn wir uns nicht real treffen konnten – miteinander kommunizieren. Dieser Nutzen war ein fundamentaler, zufälliger und nicht geplanter Effekt, erreicht durch Digitalisierung und Technologie. So wurde die Möglichkeit entdeckt (manche Menschen waren natürlich schon vorher virtuell unterwegs), nicht ganz entkoppelt zu sein. Aber wir haben auch bemerkt, was NICHT funktioniert hat: die Technologie hat uns nicht bei der Krisenbewältigung geholfen. Daten waren nicht in Ordnung, es gab keine Datenbasis (und gibt sie nach wie vor nicht). 

Und: wo waren die Roboter in der Krise? Wir hatten das Thema Distanz, aber keine Artefakte, die uns in dieser Distanz unterstützt haben. Wir hatten keine technischen Artefakte ready. In Summe hätten wir viel mehr an Technologie gebraucht – ready to use. Aber die Technologie war noch nicht so weit entwickelt, Mein kurzes Fazit: der Mensch würde einsatzbereite Technologien zur Bewältigung, zur Unterstützung in Krisenzeiten brauchen, aber es gibt sie noch nicht.

Ursula: Gerade die Roboter-Thematik war besonders überraschend, hören wir dich schon seit vielen Jahren, dass “Roboter unsere Jobs stehlen”. Jetzt hatten wir eine Krise, wo das Bedürfnis nach Robotern tatsächlich da gewesen wäre, aber wie Manfred schon gesagt hat, die Technologie war (und ist) dann doch nicht ready to use. Hier herrscht eine totale Diskrepanz im Narrativ, dass seit vielen Jahren unter anderem in den Medien erzählt wird und dem tatsächlichen Stand der Technik. 

Manfred: Wichtig ist hier nicht nur ready to use, sondern human-centered ready to use. Der Mensch überlegt ja nicht, was er vorher braucht. Der Bedarf entsteht aus der Krise. 

Markus: Manchmal ist es auch nicht nur die Technologie, sondern fehlt an technologischen Rahmenbedingungen. Mittlerweile sind die meisten Arbeitsplätze darauf ausgerichtet. Aber ich habe viele Zielgruppen erlebt, die keinen PC-Arbeitsplatz zu Hause hatten, als die Corona Krise im März 2020 losging. Hier mussten sehr schnell und unter Druck Lösungen und Rahmenbedingungen geschaffen werden. Oder ein anderes Beispiel: aktuell gibt es zu wenige LKW-Fahrer:innen, weil es zu wenige Möglichkeiten gab, den Führerschein zu machen. Was ich damit sagen will: Wir fokussieren uns oft zu sehr auf Arbeitsplatz und Büro. Aber es gibt ja noch viel mehr Arbeitsplatzsituationen. Man hätte in vielen Fällen rascher reagieren müssen und z.B. überlegen, ob man LKW-Prüfungen online abnehmen kann. Da scheiterte vieles an den Rahmenbedingungen und hier hat sich bis heute nicht viel geändert. Mein Lieblingsbeispiel aus unserem Polizei-Projekt Shotpros: Da wurde Home Office erlaubt, man bekam einen Laptop, aber die E-Mails durften nicht nach Hause zugestellt werden. Das wurde so gelöst, dass man in der Früh zwischen acht und neun Uhr zu seinem Standort gefahren ist, um die Mails herunterzuladen und dann zum Bearbeiten nach Hause gefahren ist. Was ich damit sagen will: Die Technologie ist die Basis, aber es braucht Rahmengerüste und -konstrukte, wie man damit jetzt umgeht und zukünftig umgehen wird.

Ursula: Man kann Technologie nicht im “leeren Raum” betrachten. Es braucht diese Rahmenbedingungen. Und auch die entsprechende Infrastruktur. Gerade was zum Beispiel stabiele Netzverbindungen angeht, gab es enorme Probleme. 

Manfred: Der Speedfaktor hat gezeigt, dass Digitalisierung gebraucht wird und funktioniert, aber in der Krise kam der Speedfaktor abhanden. Am Ende des Tages braucht der Benutzer schnell etwas. Nach dem Immedate-Need-Prinzip. Wenn ich beispielsweise eine Fahrkarte brauche und dann gibt es keinen Fahrkartenautomat, dann muss ich „schwarzfahren“ und habe das Problem nicht gelöst. Da kann ich aus User-Sicht nichts machen. Die Schnelligkeit ist ein ganz wichtiger Faktor, da haben wir noch keine Technologie-Resilienz erreicht.

Technologie: “Der Mensch hätt’s gebraucht” - Welche Technologien können uns denn hier jetzt schon gut unterstützen (und warum)? Welche Art von Forschung, Entwicklung oder auch Diskussion braucht es, um hier gut gewappnet in die Zukunft zu gehen? 

MT: Schnelle Antwort: Die Systeme, die wir jetzt verwenden. Die Kommunikationstools wie Teams – ABER: die Technologie, auf die MS Teams basiert, sind schon 20 Jahre alt. Viele Probleme sind nach wie vor nicht gelöst. Wir haben ähnliche Probleme wie schon vor 20 Jahren. Wir können solche Videocalls, wie sie jetzt möglich sind, noch lange nicht mit einer realen Situation vergleichen. So wie die Videofenster je nach Sprechendem hin und her springen – das wäre, als würde z.B. Ursula ständig hin und her gehen. Ja, wir haben Videokonferenzen, aber wir haben keine Videokonferenzen, die wirklich ein anständiges Miteinander ermöglicht. Es würde mich interessieren, ob da bereits jemand aktiv zu dieser Fragestellung arbeitet. Es gibt schon viele, auch kostenlose Lösungen, aber gut genug sind sie noch nicht. 

UE: Wir müssen auch die Grenzen der Technologie betrachten. Ein virtuelles Meeting kann ein tatsächliches Treffen nicht ersetzen. Dinge wie das Smartphone sind sicher in manchen Bereichen ein Segen. Wenn das Smartphone allerdings zu einer quasi “Prothese” wird, dann ist das sicher nicht gesund. Aber wenn es die einzige Möglichkeit zur Verbindung mit anderen Menschen ist, dann ist es natürlich willkommen und löst ein reales Bedürfnis. Auch die Informationsgewinnung möchte ich nicht mehr missen. Technologie sollten wir immer dort einsetzen, wo es Sinn macht. Und dort, wo sie an die Grenzen des für den Menschen erträglichen geht, müssen wir zurück in die Realität. 

“Alles Digital” -  funktioniert de facto nicht. Warum sind wir zum Beispiel so K.O., wenn wir den ganzen Tag in Zoom-Meetings sind? Das hat etwas mit dem sogenannten Mirror-Effekt zu tun. Wenn wir jemandem gegenübersitzen, passen wir unsere Mimik und Gestik an. Der Körper geht aber sogar noch weiter: Unser Körper versucht auch über Hormonausschüttung sich mit dem Gegenüber zu verbinden. Bei einem virtuellen Treffen “prallt” der Körper damit quasi am Bildschirm ab. Wir werden also mit der Umstellung auf rein digital nicht alles lösen. Der Körper braucht hier eine Verbindung, sonst sind wir sehr bald erschöpft.

MT: Meine These lautet: wir haben für die nächste Krise immer noch keine technologischen Bewältigungsmaßnahmen. Das muss uns bewusst sein.

UE: Wir haben in unseren Szenarien gesehen: es wird wahrscheinlich eine Krise nach der anderen geben. Es handelt sich ja nicht nur um die Corona-Krise. Danach kam der Ukraine Krieg und jetzt sind wir schon mitten in der nächsten Krise. Es wird möglicherweise zu Elektrizitätsausfällen kommen – dann ist unser Smartphone nicht einmal mehr als Untersetzer tauglich. Ich wurde letztens gefragt, welche Technologien ich gerne weiter entwickelt sehen würde. Meine Antwort: Ich hätte gerne mehr Ideen und konkrete Lösungen in der Energie-Erzeugung und Speicherung! Denn ohne Energie und Elektrizität funktioniert die gesamte Digitalisierung nicht.

MM: Wenn ich zurück zu Frage gehe – welche Technologien haben wir schon oder welche brauchen wird. Das führt mich zur Hybriditätstechnologie - und hier sind wir noch ganz weit weg! Ein virtuelles Meeting ist eben “nur” ein Video. Eine Verknüpfung in die reale Welt fehlt. Es fehlt ein näher zusammenbringen. Alle Lösungen jetzt sind reine Kommunikationslösungen, aber keine Arbeitslösungen, mit denen man tatsächlich Zusammenarbeiten kann. Wir haben ein paar lustige Tools wie Miro, aber wirkliche Unterstützung, gerade auch für kreatives Arbeiten, haben wir nicht.

Studien zeigen, dass Leute, die schwach in der Kommunikation sind, durch digitale Kommunikation noch mal schwächer werden. Und genau sie sollte man unterstützen. Nicht den Speaker sollte ich in der digitalen Diskussion hervorheben, sondern den, der nicht spricht, um ihn in die Kommunikation miteinzubeziehen. Ich habe quasi ein Dreistufen-Modell: die, die real vor Ort sind, die, die virtuell mitreden und auf einer dritten Stufe, die, die dabei sind, aber ruhig sind. Hier muss die Technik ansetzen. Dafür braucht es einerseits Hybridität und auf der anderen Seite nicht nur die gemeinsame Kommunikation, sondern das gemeinsame Arbeiten. Onboarding HR ist für mich da z.B. eine Riesenthematik. 

MT: Es ist aber nicht ausreichend, wenn sich die Technologie hier weiterentwickelt. Auch die Menschen müssen sich weiterentwickeln. Die Technik kann noch so gut sein, es braucht auch einen geschulten Umgang damit, um sie bedürfnisgerecht anzuwenden. Da wären wir wieder beim Thema “human-centric”. Es muss gelingen, dass wir hier vorankommen. 

Es braucht also nicht nur eine technologische Weiterentwicklung, sondern auch die Awareness der Menschen gegenüber der Hybridität, gegenüber dem Verhältnis von Technologie und Bedürfnisorientierung. 

MT: Der Begriff Hybridität wird grundsätzlich nicht thematisiert und auch nicht verstanden. Was heißt das überhaupt? Soziologisch, psychologisch, gesundheitlich hat Hybridität eine Bedeutung. Daher braucht es die Awareness, und auch in der Forschung als technologisches und gesellschaftliches Thema betrachtet wird. Wir werden mit dem Thema Hybridität weiterleben – hier gibt es definitiv kein Zurück mehr.

UE: Deshalb brauchen wir mehr Erlebnisräume. Ich würde das auch gern mit Haptik verbinden. Der Mensch hat Bedürfnisse, die wir nicht ignorieren können. Wir sind mehr als das Virtuelle. Wir brauchen die Kollaboration, dann können wir Menschen Lösungen für alles finden. Hier kann die Technologie großartige Beiträge leisten, um diese Kollaborationen zu ermöglichen.  

Was braucht es nach dem COVID Pop-up Hub, um die erarbeiteten Ergebnisse weiterzutragen und bestmöglich weiterzuentwickeln?  

UE: Wir können beim Szenario-Prozess mit anschließen. Persona-Workshops haben sich bewährt, um kollaborative Innovation zu testen. Wir haben gesehen, dass das ein guter Prozess ist, um gemeinsam Lösungen zu finden. Das Zusammenbringen verschiedenster Menschen, die gemeinsam etwas entwickelt haben, führt immer zu erstaunlichen Ergebnissen. Als nächsten Schritt würden wir Workshops gerne in hybriden Spaces durchführen, wo man diese Szenarien noch viel mehr erlebbar macht. Ich denke da zum Beispiel an Lichttechnologie. Licht zur atmosphärischen Gestaltung der Stimmung und Haptik etc. kann einiges bewirken. Es geht darum, in hybriden Spaces bzw. einem hybriden Innovationslabor menschliche Bedürfnisse zu integrieren, zu erfüllen und die Zukunft gemeinsam erlebbar zu machen.

MM: Für uns spannend ist es, die Hybridität (sozio-)technologisch zu erforschen und in Anwendungsfällen auszutesten. Es geht schon einiges, aber wir sind noch am Anfang. Und eine wichtige Frage ist: Welche Möglichkeiten gebe es? Wo bringt es einen Mehrwert? Und da ist es spannend Dinge auszuprobieren und über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Es muss ausprobiert werden. LKW-Fahrer, die live keine Prüfungen machen können - geht das in einem Online-Setting? Das ist die Frage. Das müssen wir durch praktisches Ausprobieren  und experimentelle Forschung Klarheit schaffen. 

MT: Wir müssen lebende „Modell-Spaces“ schaffen und untersuchen, wie es besser geht. Wir sollten prototypisch zeigen, wie Hybridität funktionieren kann. Weil: Man muss es nur machen. Es gibt genug Ideen und Ansätze, an denen man schrauben kann. 

UE: Was wir hier nicht vergessen dürfen: Wir müssen alle Bevölkerungsgruppen mitnehmen und auf Accessability achten. Außerdem müssen Awareness hinsichtlich der Auswirkung schaffen. Und auch ein wichtiger Punkt: alles digital heißt nicht automatisch, dass es auch nachhaltig ist! Auch große Rechenzentren verbrauchen viel Strom. Da müssen wir sicher noch genauere Lifecycle-Analysen durchführen, um zu klären, was wirklich nachhaltig ist und was nicht.

 

Virtual Reality & Mixed Reality – wie neue Technologien uns in der
Ausbildung unterstützen können

Ob Arbeiten mit Strom, Umgang mit schweren Maschinen, oder Agieren in schwindelnden Höhen - in vielen Berufen lauern Gefahren und es gibt Sicherheitsrisiken. Korrektes und umsichtiges Verhalten ist in vielen Alltags-Tätigkeiten im Beruf lebensnotwendig. Zusätzlich kommt es bei Terroranschlägen oder Katastrophen wie etwa Massenkarambolagen oder Zugs-Unfällen oft zu einer großen Anzahl an Verletzten, in denen es darauf ankommt, schnell und beherzt die richtigen Entscheidungen und Maßnahmen zu treffen, um Leben zu retten. In all diesen Szenarien gilt: sie sollten trainiert werden – unter möglichst realen und zeitgleich möglichst sicheren Bedingungen.

Das Center for Technology Experience am Austrian Institute of Technology (AIT) ist hier in mehrere Projekte involviert, die sich mit der Entwicklung solcher realen, sicheren Umgebungen beschäftigt. Wir stellen Ihnen hier einige der Projekte kurz vor, um einen Überblick zu geben, was bereits alles möglich ist und woran gerade geforscht wird.

„DigiLernSicher“: Sicherheit in der Virtual Reality (VR) lernen

„ DigiLernSicher “ stellt ein ganz neues Kapitel in der Aus- und Weiterbildung dar.  Das von der AK Steiermark geförderte Projekt widmet sich der Fragestellung „Wie kann ich Maßnahmen in gefährlichen Situationen im Job üben, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen?“.  Am Beispiel der Elektrotechnik wurden verschiedene Szenarien entwickelt, an denen Lehrlinge den Umgang mit Sicherungen und Schutzkontakten virtuell üben können. Die virtuelle Übung soll ein Lernen in realer Umgebung allerdings nicht ersetzen, sondern als sinnvolle Ergänzung und Übungsmöglichkeit dienen.

SHOTPROS: VR-Training als Antwort auf veränderte Risiko-Szenarien

Terroranschläge wie 2020 in Wien, eskalierende Demonstrationen oder Einsätze im Umfeld von organisierter Kriminalität – veränderte Bedrohungs- und Risikoszenarien haben die Anforderungen an europäische Polizeifachkräfte in den letzten Jahren stark verändert. Polizistinnen und Polizisten sind immer häufiger in bedrohlichen und kritischen Szenarien involviert. Tagtäglich entstehen Stress-Situationen, in denen blitzschnelles Reagieren überlebenswichtig ist. Die Fähigkeit, in Sekundenschnelle richtige Entscheidungen zu treffen, ist ein wesentlicher Faktor für den erfolgreichen Ausgang einer Situation.

Genau hier setzt das Horizon 2020 Projekt SHOTPROS an. Ziel ist die Entwicklung eines innovativen Trainingsprogramms sowie einer VR-Lösung, um herausfordernde Szenarien künftig besser zu trainieren und damit die Leistungsfähigkeit der europäischen Sicherheits-Behörden zu steigern.  Mehr als 1.500 PolizistInnen aus ganz Europa mit unterschiedlichen Berufserfahrungen haben die neue VR-Lösung bereits ausprobiert und evaluiert, um weitere Verbesserungen zu ermöglichen. Um ein realistisches Training zu ermöglichen, wurde im Projekt SHOTPROS ein spezifischer, taktischer Gürtel mit Polizeiausrüstung entwickelt, der in der VR-Trainingssituation verwendet werden kann.

Mixed-Reality-Technologie für Ausbildung medizinischer ErsthelferInnen

Medizinische ErsthelferInnen sind mit einer steigenden Zahl von Katastrophen konfrontiert, die eine große Anzahl an Verletzten zur Folge haben. In solchen Situationen müssen medizinische Ersthelfer:innen Diagnosen stellen oder lebenserhaltende Maßnahmen vornehmen, um die Opfer zu stabilisieren bis weitere Unterstützung eintrifft. Die richtige Einschätzung der Situation und die Überwachung des Gesundheitszustandes vieler Verletzter sind besondere Herausforderungen.

Im EU-Projekt MED1stMR wird ein Mixed-Reality-Trainingssystem entwickelt, das in der Ausbildung von medizinischen ErsthelferInnen zum Einsatz kommt. Ziel ist es, durch die Kombination von Szenario-basiertem und medizinischem Training einen hohen Realitätsgrad zu erreichen. Die MED1stMR-Trainingslösung erhöht die Reaktionszeit, verbessert die Handlungsfähigkeit sowie die Bewältigungsstrategien von medizinischen ErsthelferInnen.

Mit guter Mensch-Technologie-Interaktion einen ersten Schritt in Richtung „verbesserte Welt“

All diese Projekte haben eines gemeinsame: sie zeigen, dass durch virtuelles Training reale Szenarien dargestellt und geprobt werden können. Durch virtuelle Realitäten können nicht nur Bilder der Szenarien entstehen, auch Geräusche, Gerüche und äußere Umstände (wie Wind, Regen) können simuliert und so ein nahezu realitätsgetreues Szenario geschaffen werden. Selbstverständlich werden in die Entwicklung der Szenarien selbst – um beim Beispiel der Ersthelfer:innen zu bleiben – Ärzt:innen oder Notfallsanitäter:innen miteingebunden. In sogenannten Co-Creation Spaces entstehen in Zusammenarbeit mit den medizinischen Ausbildnern und Notfall-Ärzt:innen genau jene virtuellen Situationen oder großen Unglücksvorfälle, die es gilt, zu trainieren, um für das Thema Triage gerüstet zu sein.

Im Projekt COVID Pop-up Hub www.popuphub.at wurden Interaktionen zwischen Menschen und Technologie eingehend beleuchtet und diskutiert. Ein Umschwung von technologie-zentrierter Innovation zu einer human-relationship zentrierten Innovation ist erforderlich und zu forcieren. Der Mensch hat Beziehungen zu sich selbst, zu anderen Menschen, Natur, Technik, alltäglichen Dingen usw. Und alle diese Beziehungen sind – aktuell – nicht im optimalen Zustand. Wenn es uns gelingt, diesen Zustand zu verbessern, können wir die Welt verbessern.

Mehr Informationen:

Pressemitteilung: Medizinische Ersthelfer:innen fit für Einsätze machen

Pressemitteilung: EU-Projekt SHOTPROS: VR-Ausbildung für die Polizei überzeugt

Projektinfo DigiLernSicher

SHOTPROS Projektwebsite

MED1stMR Projektwebsite

 

Menschen und Technologie – wie können wir diese Interaktion bestmöglich
gestalten und nutzen?

Ein großer Fokus beim COVID Pop-up Hub liegt auf der Betrachtung der Verbindung von Menschen mit Technologie und deren Zusammenwirken. Ein wichtiger Aspekt dieser Verbindung ist die User Experience -Forschung.

User Experience-Forschung, durch Experience geleitete Innovation sowie neue Wege der Interaktion gelten zunehmend als zentrale Bausteine innovativer und somit auch erfolgreicher Technologien, Anwendungen und Services. Das Center for Technology Experience am Austrian Institute of Technology (AIT) beschäftigt sich daher mit fundamentalen Fragen zur Interaktion zwischen Menschen und Technologie. Denn wir verwenden nicht nur Technologie, vielmehr leben wir mit ihr.  Mehr als jemals zuvor berührt uns Technologie auf einer emotionalen, intellektuellen und sinnlichen Ebene.

Was ist „Experience“?

Experience als universales menschliches Konzept beinhaltet jegliche Form der sinnlichen Wahrnehmung, die man auf einer sehr persönlichen Ebene durchlebt. Eine Optimierung des Experience-Erlebnisses sowie die Verwertung von Erkenntnissen aus der Experience-Forschung sind entscheidend für zukünftige technologische Innovationen und User-Akzeptanz. Bedingt durch Individualisierung, Digitalisierung, Industrialisierung und einen starken Fokus auf Lifestyle entwickelt sich User Experience zu einem zentralen Paradigma in Industrie und Forschung.

Bei der Erforschung der Interaktion von Menschen mit neuen Technologien stehen daher neue Interaktionsformen mit Technologien in unterschiedlichsten Kontexten im Fokus (zum Beispiel Extended Reality, Virtual Reality etc.). Ein fundiertes Verständnis darüber, welche Auswirkungen der jeweilige Kontext auf Technology Experience hat, sowie die konsequente Orientierung an einer möglichen zukünftigen User-Experience sind grundlegende Voraussetzungen für die Entwicklung ausgereifter Anwendungstechnologien.

Um User-Experience bestmöglich zu analysieren, zu verstehen und umzusetzen, werden zielgruppenspezifischen Bedürfnisanalysen durchgeführt, angepasste Interaktions- und Service-Designs entwickelt und Wirkungsanalysen von Mock-Ups im Labor und in Feldexperimenten getestet. Ergänzt werden diese durch innovative Methoden im Bereich der Experience- und Technologie-Akzeptanz-Messung mit besonderem Fokus auf Experience als Erfolgsfaktor.

Was bedeutet das für die Praxis?

Aufgrund der Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie haben beispielsweise Ausbildungsformate mittels Simulation bzw. digitaler Medien massiv an Bedeutung gewonnen. Nicht nur die pandemische Notlage, sondern auch die dezentralen und kostengünstigen Möglichkeiten solcher Ausbildungsformate haben dazu beigetragen, dass diese auch in der nahen Zukunft weitere Verbreitung finden werden. Als besonders vielversprechende Form haben sich sogenannte "Extended Reality (XR)"-Lernumgebungen erwiesen.

Der Fokus solcher Lernumgebungen liegt auf erfahrungsbasiertem Training. Lerninhalte werden in der virtuellen Umgebung durchlebt, anstatt sie nur zu lesen oder zu hören. In der virtuellen Trainingswelt setzen Menschen (Interaktions-)Handlungen genauso um wie in der realen Welt und aktivieren dabei dieselben Bereiche des Gehirns, die für Motorik und Lernen zuständig sind. Sie erlangen dadurch Handlungskompetenz (= das praktische Anwenden von theoretischem Wissen in verschiedenen Situationen).

Die Einsetzungsmöglichkeiten solcher XR-Umgebungen sind vielfältig. So existieren bereits Projekte im Bereich der Elektrotechnik. Auch im Gesundheits- und Sicherheitsbereich wird XR bereits getestet, beispielsweise bei Einsatzübungen der Polizei oder beim Einsatz von medizinischen Ersthelfern (medical first responders).

 

Mit menschlicheren Geschäftsmodellen die Zukunft gestalten 

Wie können menschlichere Geschäftsmodelle entstehen, die FÜR Menschen und nicht gegen sie arbeiten? Was sind gute Best-Practice-Beispiele? Was kann Technologie hier beitragen? Diese Fragen wurden im Rahmen der „Zukunftszenarien Ökonomische Puffer“ behandelt. Wieder aufgerollt und weitergeführt wurde diese Diskussion im Rahmen des COVID Pop-up Hub Round Table Talk “Mit menschlicheren Geschäftsmodellen die Zukunft gestalten“ Ende Juli 2022. 

Egal ob COVID-19 oder Klimakrise – die Frage „Wie können wir eine resilientere Zukunft gestalten?“ ist unabhängig von der Art der Krise aktuell elementar. Auch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) schlägt mit den neu gesetzten Schwerpunkten Mobilitätswende, Energiewende, Kreislaufwirtschaft und Klimaneutrale Stadt diesen Pfad ein. Es ist daher umso wichtiger, verschiedenste Blickwinkel einzunehmen und bestmöglich zu vereinigen, um neuen Lösungen den Weg zu ebnen.  

Was bisher geschah 

Im Rahmen von drei ExpertInnen-Workshops mit über 30 ExpertInnen aus verschiedensten Fachrichtungen, 40 Ideen, die über ein Partizipationstool erarbeitet wurden, drei Online-Diskussionen, und einigen Interviews mit internationalen ExpertInnen wurde im COVID Pop-up Hub das Thema „Ökonomische Puffer“ behandelt.  

Das Thema hat seit Beginn des Hubs mehr und mehr an Brisanz gewonnen. Ursprünglicher Auslöser war die Gesundheitskrise, die auch im Fokus stand. Durch u.a. die Weitsichtigkeit des BMKs wurden in die Debatte auch ökonomische Aspekte miteinbezogen. Denn in Unternehmen sollte es darum gehen, langfristig etwas von Wert zu schaffen. Die Krise hat aber gezeigt, dass viele der derzeit gängigen Geschäftsmodelle dies durch Ziele wie Effizienz und Profit außer Acht gelassen haben. Wie können wir aber Geschäftsmodelle schaffen, in denen (die notwendigen) Puffer vorhanden sind? 

End the Zero-Sum Games 

Im Zuge der schon angesprochenen Debatten wurden vier unterschiedliche Szenarien entwickelt: 

  1. Wolf of Wall Street – innovativ, aber rücksichtslos. High Tech geht vor Menschlichkeit. Die Besten zählen. Die Schwächsten der Gesellschaft fallen durchs Raster. Kurz gesagt: „The Winner takes it all“. 
  2.  The Godfather – Technologie fungiert als Treiber für Brot und Spiel, alles ist mehr Schein als Sein.   
  3. Hunger Games – alles ist stark reguliert, jeder agiert isoliert (aber nicht frei), Ausbeutung steht im Vordergrund, es gilt das Prinzip „Masse statt Klasse“. Das Leben ist eine industrielle Maschinerie, Propaganda ersetzt Kommunikation und Technologie geißelt die Menschheit. 
  4. Tomorrowland – das positive Szenario. Vielfalt und Gegensätze sind erlaubt und wichtig, es existiert eine stabile Basis für freie Entfaltung, Bildung ist pluralistisch und interdisziplinär, Menschen wird Wertschätzung entgegengebracht. 

Aus diesen Szenarien wurde abgeleitet, was wünschenswert wäre: Technologie soll kein Selbstzweck sein. Wir wollen weg vom Silodenken und hin zum vorausschauenden und bewussten Ressourcenverbrauch. Wichtig ist achtsame Innovation, Bedürfnisorientierung, ein verantwortungsvoller Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien. Es braucht verbindende Werte bei freier Entscheidungsmöglichkeit, multidimensionale Kennzahlen, vielfältige Mitsprache und zirkuläre Systeme (mehr dazu finden Sie im ExpertInnenpapier „Zukunftsszenarien „Ökonomische Puffer”: Entkomplexisierung der Welt notwendig“).

Neben der Round Table Diskussion fand ein Persona Workshop zu genau diesen vier Szenarien statt (Ende August, Nachbericht folgt in Kürze). 

Von Rationalität, Emotionalität und Digitalem Humanismus 

An der Round Table Diskussion nahmen Daniel Podmirseg (CEO von Vertical Farm Institute Vienna), Karin Huber-Heim (Bertalanffy Center for the Study of Systems Science und Circular Economy Forum), Bastian Kellhofer (Trending Topics) und Erich Prem (eutema und Wiener Manifest für Digitalen Humanismus) teil. 

Beleuchtet wurden gänzlich verschiedene Aspekte: von Vertical Farming und dem Wert der Lebensmittelproduktion über Rationalität versus Emotionalität und wer in der Pflicht ist, hier den Bildungsauftrag zu übernehmen zu digitalem Humanismus, der Entwicklung von KI, rechtliche Aspekte und dem großen Thema Verantwortung (die gesamte Diskussion wird in Kürze als Video zur Verfügung stehen). 

Die wichtigsten Herausforderungen möchten wir hier kurz zusammenfassen: 

  • (Ausschließlich) rationales Denken und Handeln ist nur in der Theorie möglich. Wir sind von Emotionen geleitet und Ängste, Wünsche, Hoffnungen etc. sind große Treiber in unserer Entscheidungsfindung. Wir sind weit davon entfernt, diese Emotionen (gänzlich) zu verstehen. Dennoch nutzen wir Emotionen und Technologien ausgiebig (z. B. Social Media, Werbung). Emotionalität und Rationalität sind ein Entwicklungsprozess. Es muss immer beides – in ausgewogenem Maße – geben. 
  • Die Frage nach dem Wert und vor allem nach der Bemessung eines Wertes ist elementar. Und: Wert bedeutet nicht automatisch Preis. 
  • Die Frage „Wie kann uns Technologie bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle nutzen?“ ist schwer zu beantworten. Entwicklungen starten oft mit guten Intentionen und verändern sich dann schleichend. Die Entscheidung, das richtige zu tun, liegt oft bei uns selbst. 
  • Best Practice zu schaffen ist in der (heutigen) Realität sehr schwer, weil wir gegen ein bestehendes System kämpfen, indem Profit und Effizienz noch immer die übergeordneten Ziele sind.
  • Die Welt ist komplex und wird immer komplexer. Daher muss en innerer Diskurs stattfinden. Es gibt nicht DIE EINE Lösung. Wir müssen Komplexität als Teil des Lebens begreifen und beispielsweise im Bildungssystem verankern. Das betrifft auch die Bildung der älteren Generation, nicht nur die Bildung der Jugend. Es braucht Aufklärung und ein lebenslanges Lernen.
  • Wenn kleine und mittlere Unternehmen, die das Rückgrat der Wirtschaft sind und innovativ und agil agieren können, zu stark reguliert werden, leidet die Wirtschaft. In den Vergangenen Jahren haben Regulative immer wieder kleinen Unternehmen geschadet und großen genutzt. Es sollte umgekehrt sein: Wenn große Tech-Giganten öffentliche Meinungen manipulieren können, ist es durchaus gerechtfertigt, regulativ einzugreifen, um einen fairen Wettbewerb zu sichern. Kleine und mittlere Unternehmen sollten dadurch aber in ihrer Schaffenskraft gefördert, nicht gehindert werden.
  • Die Bindung Unternehmen – Mensch – Verantwortung ist wichtig. Der Mensch neigt dazu, Verantwortung abzugeben. Beispielsweise auch durch technologische Entwicklungen. Der Mensch muss wieder mehr Verantwortung tragen. Die Technologie kann hier maximal unterstützen, aber nicht die Lösung sein. 

Wie also wollen wir leben? Was ist das gute Leben? Die Antworten hierfür müssen wir gemeinsam entwickeln. Und Unternehmen sind Teil dieser Antworten. Die Frage nach der Sinnstiftung belgeitet uns hier ebenso, wie die Frage nach unseren Werten und die Komplexität von Lösungen auf dem Weg in eine bessere Welt.

 

Der Beitrag von Forschung, Technologie und Innovation zur Lösung der Grand Challenges: Zeit für ein Ende der naiven FTI-Politik 

Forschung, Technologie und Innovation (FTI) werden oft als wesentliche Instrumente zur Lösung von großen gesellschaftlichen Herausforderungen gesehen. Das gängige Narrativ zeichnet ein zumeist unhinterfragt positives Bild vom potenziellen Nutzen von FTI. Insbesondere bei der Verlangsamungdes Klimawandels, aber auch beim schonenden Umgang mit nicht erneuerbaren Rohstoffen erwartet man maßgebliche Lösungsbeiträge. 

Durch FTI werden oft Produkte verbilligt und/oder deren Eigenschaften verbessert. Dies führt zu Wirtschaftswachstum, aber auch zu höheren Energie- und Ressourcenverbrauch. Damit steigen auch negative externe Effekte, obwohl die Produktionsprozesse selbst ständig effizienter werden. Kombiniert mit dem sogenannten Rebound-Effekt auf der Nachfrageseite resultiert das in global ansteigenden Treibhausgasemissionen, steigendem Rohstoffverbrauch, zunehmendem Verlust an Biodiversität und sich vergrößernden Einkommens- und Vermögensunterschieden. Die Wachstumswirkungen von FTI tragen also wesentlich zu diesen (negativen) Entwicklungen bei. Folglich sind auch die FTI-politischen Förderinstrumente – entgegen ihrer eigentlichen Intention – Teil des Problems und nicht der Lösung, wenn diese “Nebenwirkungen” nicht berücksichtigt werden. 

FTI: (gar) keine Lösung? 

Möglicherweise haben die überraschenden Eigenschaften von erneuerbaren Energien, die Strom mittlerweile günstiger produzieren als fossile Energieträger, und die Elektromobilität, die den

Treibhausgasausstoß des Verkehrssektors deutlich reduziert, die Erwartung geschürt, dass Technologien immer Lösungen für die anstehenden Probleme liefern werden. Dabei wird oft übersehen, dass die Entwicklung dieser Technologien in der Regel nicht geradlinig verlaufen, nicht das Ergebnis gezielter staatlicher Interventionen darstellt, schon gar nicht kurzfristig erfolgt und nicht für alle Technologien gilt. Es besteht immer die Möglichkeit, dass negative Externalitäten und der Rebound-Effekt zu einer gesamtwirtschaftlich negativen Bilanz führen. Hinzu kommt, dass sich nicht nur das Angebot an Technologien verändern muss, sondern auch Verhaltensänderungen auf der Nachfrageseite eine Rolle bei der Lösung der anstehenden Probleme haben.

Erstaunlicherweise ist es relativ einfach mit negativen Externalitäten und Rebound-Effekten – den schon angesprochenen “Nebenwirkungen” des wirtschaftlichen Entwicklungsprozesses – im Rahmen der Innovationspolitik umzugehen, wenn die Zielsetzung der FTI-Politik etwas verschoben wird. Angestrebt werden sollte, den Anteil der Unternehmen, deren Produkte und Produktionsweisen dazu beitragen, die für 2030 gesetzten Zielen des European Green Deals zu erreichen, stark zu erhöhen. Diese Unternehmen vermeiden die negativen Effekte aus dem Rebound-Effekt, indem sie erneuerbare Energien verwenden und reduzieren den Ressourcenverbrauch durch langlebige und leicht recycelbare Produkte. Konkret bedeutet das, dass in diesem Modus:

  • bei der Produktion erneuerbare Energien und keine tierischen Rohstoffe verwendet werden, um Produkte und Dienstleistungen herzustellen, die ebenfalls mit erneuerbaren Energien betrieben werden;
  • die verwendeten Roh- und Betriebsstoffe in einem (internen) Kreislaufsystem geführt werden und langlebige Produkte entwickelt werden, die repariert, upgecycelt und am Ende ihrer Lebenszeit wieder recycelt werden können;
  • große Lohnunterschiede zwischen Mitarbeiter*innen und Führungskräften vermieden und dafür Sorge getragen wird, dass Männer und Frauen den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit erhalten.

Es braucht eine Veränderung der Innovationsförderung 

Diese Vorgangsweise ist naheliegend, weil die Interventionen auf der Makroebene über eine ausreichend hohe Karbonabgabe und / oder ein Emissionshandelssystem zu langsam umgesetzt werden. Es macht deshalb keinen Sinn, die problematischen Wirkungen unseres Wirtschaftssystems auf die Biosphäre durch die Fortsetzung der gegenwärtigen Innovationsförderungen noch weiter zu verschärfen. Obwohl es in der Innovationsförderung Programme gibt, die auf Nachhaltigkeit und eine

verbesserte Umwelt abzielen, will der Großteil der Interventionen weiterhin das Wirtschaftswachstum erhöhen und negiert die damit zusammenhängenden Umweltwirkungen. Diese Problematik trifft sowohl auf die direkte aber insbesondere auf die indirekte FTI-Förderung zu. Während bei der direkten Förderung eine Änderung der Förderkriterien möglich ist - die FFG hat beispielsweise begonnen, Kriterien zu formulieren, die auch Klima-, Ressourcen- und Verteilungsprobleme adressieren - ist dies bei der indirekten Förderung nur schwer möglich.

Auch wenn das Mainstreaming von Klima- und Ressourcen-Zielen bei der direkten FTI-Förderung relativ einfach möglich ist, werden damit nur jene Unternehmen erreicht, die dort Anträge stellen. Eine breite Karbonabgabe oder ein umfassendes Emissionshandelssystem sind hier die Instrumente der Wahl, ebenso wie wirkungsvolle Bestimmungen zur Umsetzung des Green Deals inklusive einer umfassenden Kreislaufwirtschaft. In beiden Politikbereichen müssen die Instrumente so kalibriert werden, dass die Ziele erreicht werden. 

Mit dem Mainstreaming von Klima- und Umweltzielen in der Innovationspolitik soll verhindert werden, dass Förderungen in diesem Bereich als Brandbeschleuniger wirken. Die Erfüllung dieser Kriterien sollte aber generell eine Voraussetzung für die Inanspruchnahme von staatlicher Unterstützung sein, weil es schwer argumentierbar ist, dass man Verhaltensweisen fördert, die gesamtwirtschaftlich negative Auswirkungen haben.

Die gesamte Abhandlung von Hannes Leo zu dieser Thematik lesen Sie in diesem Paper.

 

„Zukunft ist ein ständiger Prozess der Veränderung“

Interview mit Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter der Ars Electronica (Linz) über zukünftige Entwicklungen

In Unternehmen sollte es darum gehen, langfristig etwas von Wert zu schaffen, Probleme zu lösen und Bedürfnisse zu erfüllen. Die Corona-Krise hat jedoch gezeigt, dass viele der derzeitigen Geschäftsmodelle diese Ziele zugunsten von Effizienz und Produktivitätssteigerung außer Acht gelassen haben.

Ökonomische Puffer, wie sie in einer Krisensituation notwendig wären, wurden von „Just-in-time-Systemen“ abgelöst. Kurzfristige Managementziele und Bonus-Systeme haben notwendige Innovationen gehemmt oder gar verhindert. Dabei sind gerade in Zeiten wie diesen Kooperationen und langfristiges Denken notwendig, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken.

Zukünftige Entwicklungen aus Sicht von Gerfried Stocker

Das Covid Pop-Up Hub Team hat mit Gerfried Stocker den Künstlerischen Leiter der Ars Electronica in Linz über zukünftige Entwicklungen gesprochen. Gerade beim Thema Zukunft sieht Stocker die ersten Probleme in der Denkweise der Gesellschaft. Denn:

„Wir wünschen uns immer, dass die Zukunft etwas ist, wo wir uns eine Zeit lang anstrengen müssen, und dann ist die Zukunft quasi fertig und so, wie wir sie uns vorstellen. Das ist ein grundlegendes Problem – wir kommen hier in eine Vereinfachungsfalle. Es wäre natürlich schön, wenn es ganz strukturiert ein Schritt nach dem anderen wäre und wir da einfach „hingehen“ könnten.“

Aber ganz so einfach ist es nun mal nicht. Vor allem eines ist für Stocker entscheidend: Man müsse die Komplexität der Zukunft im Blick haben und diese als ständigen Prozess sehen. Denn Zukunft ist jeder nächste Schritt. Und alle diese Schritte setzen sich aus ganz verschiedenen Perspektiven zusammen. Daher ist laut Stocker Pluralität unumgänglich. Denn eine inklusivere und nachhaltigere Entwicklung gehe einher mit Expertisen aus diversen Bereichen.

Bezogen auf die Puffer-Ökonomie stellt sich Stocker die Fragen:

  • Wer hat hier mitgearbeitet?
  • Welche Perspektiven sind eingeflossen?

Diese Fragen müssen im Hinterkopf behalten werden, um ein tragfähiges Zukunftsmodell zu kreieren. Denn das sei das Problem der gesamten Corona-Zeit:

„Das Augenmerk lag immer auf ‚Zurück zur Normalität‘ und viel zu wenig auf der Chance und der Herausforderung, dass ‚zurück‘ kein Weg geht. Denn eine Krise ist keine kleine Sache, eine Krise ist in der Zeit komprimierte Veränderung. Wir wollen in die Zeit vor COVID zurück. Aber wir müssen (notwendige) Veränderungen neu angehen, wir brauchen eine andere Version von morgen. Wir müssen die Umwelt, mit der wir agieren, miteinbeziehen.“

Um diese Frage auch gleich zu beantworten: Es ist gelungen, in den Zukunftsszenarioprozess „Ökonomische Puffer“ sehr unterschiedliche Perspektiven miteinfließen zu lassen. Mitdiskutiert haben VertreterInnen aus unterschiedlichsten Bereichen: Wissenschaft, Unternehmen, Startups, Physik, AI, Philosophie, Ökonomie, Psychologie, Medien, Kunst und die Next Generation, also Jugendlichen.Eine Liste der Personen, die am Prozess mitgewirkt haben, finden Sie hier im Szenariobericht in den Acknowledgements: https://bit.ly/3T3pfkJ

Sorgen der Zukunft – „Wer schneller zieht, dem gehört der Saloon“

Befragt nach den Sorgen, die er habe, wenn er an die Zukunft denke, spricht Gerfried Stocker über Kapitalismus und Globalisierung – aus einer eher negativen (oder realistischen?) Perspektive: „Wir haben in den letzten Jahren viel versemmelt und müssen alles Erdenkliche tun, um unsere Herangehensweise, unsere Vision zu überdenken.“

Innovationen und neue Idee müssen nicht ausschließlich in Richtung des technischen Fortschritts gedacht werden. Es gelte Initiativen zu entwickeln, um die Welt tatsächlich zu verändern. Hier gehöre die digitale Welt ganz entscheiden dazu. Man müsse hier anknüpfen und die Fehler der Vergangenheit revidieren, das Potenzial des digitalen Raums zu retten und ein neues Konzept von Humanismus aufbauen. Das eines globalen, digitalen Humanismus unserer Zeit. Und das alles, indem wir die Komplexität der Welt und der Zukunft in unser Denken integrieren.

„Was soll man sich wünschen, außer, dass es irgendwie gut geht? Es ist zu spät, ein Pessimist zu sein.“

Gerfried Stocker schließt das Gespräch mit einem Appell: „Wir müssen unsere Handlungsspielräume erweitern und unsere Handlungsfähigkeiten steigern. Und uns immer fragen: Wo sind Expertisen, die wir brauchen, um Probleme zu lösen?“ Und zwar keine Einzelfallösungen, betont Stocker. Probleme müssten gesamthaft auf europäischer Ebene angepackt werden. Es brauche große Einigkeit, um die Frage zu beantworten: Welches Menschenbild wollen wir kultivieren?

Hier können Sie sich das gesamte Interview ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=ooFBnvACE4I

 

Is it time to stop naive innovation policies?

Participants: Jeroen van den Bergh (University of Barcelona), Miriam Hufnagl (Fraunhofer ISI), Katy Shields (Numeralysis), Michael Wiesmüller (Ministry for Climate Action, host), Hannes Leo (cbased, moderator)

The discussion about innovation policies was intended to go beyond the narrow confines in which innovation policies are usually designed, discussed and evaluated. More precisely, innovation and the promotion of innovation have been instrumental in increasing the competitiveness of companies and regions thereby fostering economic growth, employment and wealth overall. This growth-centred approach has come under scrutiny as its side-effects have become increasingly visible: unequal distribution of growth dividends leading to a broadening of income and wealth inequality, an ever increasing appetite for raw materials - most of them non-renewable -, a huge increase in (greenhouse gas) emissions that alter the climate dramatically, massive loss of biodiversity and untempered wildlife habitat that seriously threaten live on the planet as we know it.

The discussion addressed

  1. the relationship between innovation policies, economic growth and the state of the environment
  2. the role of economists that provided guidance and input to shape the decision of policy makers and politicians and
  3. the attempts to react to this challenging environment by innovation policy experts

ad 1) Jeroen van den Bergh cautioned that there are opposing views circulating on the consequences of growth and the need for growth:

  • The view that technology will help safe the environment and restore growth - green growth - is widely supported. Alternatively, many observers claim that exponential growth is responsible for the pandemic as the loss of wildlife habitats brings humans increasingly in contact with new pathogens that may cause pandemics. Continuing to grow just increases the likelihood of not just pandemics but also of environmental disasters.
  • Politicians are not yet decided which side to support and are obviously scared to implement significant measures to reduce the environmental impact of the economy.
  • Any transition to green technologies entails CO2 emissions: Green technologies are often produced by not clean industries.
  • The rebound effect is generally strong but not always taken into account: people change behaviour after opting for the environmentally friendly product, e.g. choosing an electric car takes away the guilt of actually driving it and may lead to an increase in kilometers driven. The rebound effect may reverse 50 - 100% of energy savings. Reducing emissions is thus at least half as efficient as we usually assume.
  • There are more complications: investments will have to be moved away from traditional innovation that aimed at increasing labour productivity. Green innovation will not increase labour productivity or yield smaller increases and thus will decrease growth. We should be prepared for lower growth. Personally he  does not care too much about growth.
  • We should not aim only at innovation policies but also introduce carbon prices which affect choices on the demand side of markets. Prices have a lot of impact on low carbon innovation. Historical examples, e.g. oil price shocks. Carbon prices will work through energy prices.
  • Jeroen suggests to develop science based strategies and not to worry about growth.

ad 2) Katy Shields has spent the last years researching what has gone wrong with economies and traditional economics after getting to know neoliberal belief systems from the inside. She offered a broad overview of economist's thinking and arguments over the past five decades:

  • Discussion on the limits of growth started the 1970s and marked the start of environmental movements which focussed first on clean water. Economists were very much against the arguments put forward by the Club of Rome and suggested to focus on getting people out of poverty first.
  • The debate in the 1980s suggested cleaning up the environment once we will be wealthier: let's become richer first - trickle down economics will do the rest.
  • In the 1990s, the depletion of the ozone layer made environmental problems more evident. Also the first climate conference in Rio on climate change was an important milestone. Still economists focussed on trade liberalisation in order to get developing countries out of poverty because this will also increase environmental standards and regulations. Rising income levels will also fix the environment.
  • The 2000s started with discussions on climate change and carbon taxation to effectively deal with externalities of the economic system. The debate focussed on the optimum between growth and environment. Financial liberalisation was seen as a source for growth of the economy that would then allow to clean up the economy.
  • In the 2010 - in the aftermath of the financial crisis - austerity policies and quantitative easing dominated the policy landscape rather than attempt to tackle environmental problems.
  • Now were are in pandemic and the future course is not sufficiently discussed nor obvious: is there ambition to change? What do we want from the economy? We need innovation but where are we going?
  • Economists are reluctant to develop a trajectory to an improved system but we only have two options: arriving there either by design or by disaster.
  • GDP is no longer the universally accepted measuring rod for wellbeing but obviously a too simplistic and misleading concept. Alternatives like the Sustainable Development Goals or happiness indicators or the concept of the "Donut Economy" represent different approaches.

ad 3) Miriam Hufnagl talks about the state pushing for research funding and innovative practices and approaches inspired by Marianna Mazzucato. In this new mission oriented approach public money may enable real change by setting clear and ambitious goals like circularity completing these missions for the common good.  As Mazzucato made clear many innovative technologies only came into existence because the public/state supported them; e.g. the creation of the iphone was only possible through the uptake and combination of these publicly funded technologies. Mission orientated policies ought to take clever ideas/innovation/research/etc. and develop them in combination with a mix of instruments in order to transform an entire socio-technical system.

  • The GermanHightech Strategy - e.g. - formulates 12 mission/cross cutting issues from fostering biodiversity to circularity and intends to come up with holistic and systemic policies. 
  • Miriam is advicing how to better roll out missions, i.e. formulating real missions without overhyping expectations, avoiding unreflected instrument layering and enabling coordination across policy areas. If the latter is not an option then tasks have to be separated and allocated across all players and governance layers.
  • Missions demand strong leadership and commitment and a time horizon that is in most cases out of line with legislative periods or the time horizon of politicians. Reflecting on the role of policy makers is helpful.
  • Indicators for assessing change at governance levels are much needed. How can we break down sophisticated models into pieces of information that let politicians assess change and thus gain confidence to make real changes that are expected by citizens and scientists.
  • Time of voluntary agreements is over. More governance is needed: so many experts - but impact is extremely limited: acknowledgement that evaluation results etc. do not diffuse into politics. Presently, there is a lot of talking but strategic capacity is missing on the policy maker side.

Cross cutting themes

Jeroen remarks that there is already a policy mix (innovation, carbon tax, regulations, standards, etc.) but there are some policy mixes that do not work, e.g. cap and trade systems and targets for renewable energies. The targets for renewable energies free emission right from the energy sector which are taken up by the other actors. This may increase emissions overall.

The rebound effect is only controlled by carbon pricing, because this increases the price of goods that are produced with high carbon emissions. Carbon pricing makes life for consumers simple. They may choose the cheapest product as this should come with low emissions. This system would be far simpler than e.g. eco-labels.

To overcome inertia and deal with the complexity of policy interventions, interventions should be designed as experiments, e.g. introduce a high carbon price for two years, monitor what happens and assess whether this solves the problem in an acceptable way.

Last but not least, give everybody a course in climate change. 

Katy points to the fact that price elasticities change as people get richer - most pollution comes from top 1%. There are many other ways to reflect about our economic system and find answers to obvious shortcoming of the system, e.g. grow everything organic, get rid of plastic, move towards a donut economy.

Miriam remarked that the many topics raised in this discussion would merit 1.5 days of discussion rather than 1.5 hours. She emphasises that

  • it is important to work with tools that are effective and efficient, once again pointing out the role of evaluation and expert knowledge 
  • the state should be consistent in its actions. The present regulatory system is plagued by inconsistent signalling  (e.g. its legal to “misinform” consumers on sugar content, tracing the origin of products with many components is nearly impossible ...)
  • that academic debates may be necessary but ambitious and clear interventions like a global minimum corporate tax as brought up by the US might be a game changer.

Michael Wiesmüller concluded that more of these beyond growth discussions are needed as this is not yet mainstream - not even in economics.

Policy coordination is the most complicated thing that one can imagine whereby defining a mission is a major issue

  • Good examples for mission orientation needed, e.g. health and innovation
  • The Popuphub should continue these discussions in the next 2 or 3 months with a different angle.

Michael sees a need and a large potential for "Tec for Green", e.g. software to predict shopping behaviour of young people. Why shouldn't we use these technologies to solve environmental policies? AI is not yet developed for environmental issues.

Summary and next round

The discussion somehow approached the topic of naive innovation policies but did not yet fully address it. Building blocks/key relationships - i.e. relationship between environment and economic growth -, the inconsistent role economists play (one branch developing environmental and climate change economics while the mainstream still focussed on growth) and the response of innovation economists to big challenges - i.e. mission orientation - where discussed.

Also - and this is a key issue - the right policy mix should be at centre stage. There are already studies on how different instruments can be combined - see e.g. Jeroen's work. Most of this focuses on instruments that are addressing environmental issues. For example, how can support for green tech be combined with adoption subsidies, a carbon tax/ a cap and trade system, and targets for renewable energies. While this is perfectly alright, the major part of innovation policies is not covered by this approach. "General purpose" innovation policies still aim at competitiveness and growth and may contradict environmental or climate targets. The main question here is if a carbon tax in whatever form can rescue these traditional - and somewhat naive - innovation policies?

 

 

 

 

 

Zukunftsszenarien „Ökonomische Puffer”: Entkomplexisierung der Welt notwendig

  • Produktions- und Lieferketten sind niemals resilient, weil lineare Ketten nicht stabil sind
  • Künstliche Intelligenz (KI) kann uns Entscheidungen in komplexen Systemen nicht abnehmen
  • Perspektivenwechsel sind keine Charakterschwäche, sondern notwendig, um in Zukunft zu überleben

Im Rahmen des COVID Pop-up Hub hat es das Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) ermöglicht, mit über 30 interdisziplinären ExpertInnen Zukunftsszenarien zum Thema „Ökonomische Puffer“ zu entwickeln. Die entstandenen Szenarien wurden am 4. März 2021 präsentiert und angeregt diskutiert.

In den vergangenen 20 Jahren wurden ökonomische Puffer, wie sie in einer Krisensituation notwendig wären, zugunsten von Wachstum, Profit und Effizienz sukzessive beseitigt. Die fehlende Resilienz und hohe Komplexität unserer Systeme hat sie infolgedessen sehr verwundbar gemacht. Fällt eine Komponente aus, bricht das gesamte Kartenhaus sehr rasch zusammen. Das haben wir jetzt in der COVID-Krise recht deutlich gesehen.

Im Zukunftsszenarioprozess haben sich die ExpertInnen daher mit folgenden Themen auseinandergesetzt:

  • Wie können krisenfestere Produktions- und Lieferketten geschaffen werden?
    Szenarien: Titanic, The Last Waltz, Running in Circles und The Sustainables


 

  • Wie können Nullsummenspiele vermieden werden und nachhaltigere Geschäftsmodelle entstehen?
    Szenarien: The Wolf of Wallstreet, The Godfather, Hunger Games, und Tomorrowland


 

  • Wie kann langfristiges statt kurzfristigem Denken in Management-Bonussysteme implementiert werden?
    Szenarien: Value Washing, Pippi Langstrumpf, Too Much to Handle und Six Feet Under


Wie sich an den gewählten Titeln erkennen lässt, beschreiben einige der Szenarien eine nicht wünschenswerte Zukunft und zeigen damit auf, was vermieden werden sollte, um nicht in einer „Hunger Games“-Situation aufzuwachen oder zielsicher wie die Titanic auf einen Eisberg zuzusteuern. Wichtige Erkenntnisse dabei: Produktions- und Lieferketten sind niemals resilient, weil lineare Ketten nicht stabil sind, Künstliche Intelligenz (KI) kann und soll uns Entscheidungen in komplexen Systemen nicht abnehmen und Perspektivenwechsel sind keine Charakterschwäche, sondern notwendig, um in Zukunft zu überleben.

Key Impact Indicators (KIIs) statt KPIs

Auf die Zukunft können wir uns vorbereiten, indem wir die Welt wieder ein Stück weit vereinfachen. Wenn wir z.B. versuchen wollen, Key Impact Indicators (KIIs) statt Key Performance Indicators (KPIs) in Management-Bonussystem zu integrieren, brauchen wir einfache Modelle mit höchstens 8 Paramatern. Werden die Systeme zu komplex, rufen wir gerne nach Künstlicher Intelligenz als Lösungsansatz, sie kann uns Entscheidungen aber nicht abnehmen. Und lagern wir komplexe Dinge an KI aus, verlieren wir die Kontrolle.

Zyklische Systeme statt linearen Ketten

“Produktions- und Lieferketten sind an sich nicht resilient und krisenfest, weil lineare Ketten nicht stabil sind - fällt ein Glied in der Kette aus, bricht das gesamte Kartenhaus in sich zusammen”, so die ExpertInnen in der Diskussion. Wie können also resilientere Alternativen zu linearen Ketten in der Produktion und Lieferung aussehen? Ansätze aus der Circular Economy, Lifecycle-Prinzipien und Liefer- und Produktionsnetzwerke sind hier viel versprechend. Eine große Herausforderung dabei ist, dass wir noch zu wenig Erfahrung mit großen disruptiven zyklischen Konzepten haben. Dafür braucht es ganz neue Innovationskonzepte und globale Anreize.

Perspektivenwechsel fördern

“Bei uns werden Perspektivenwechsel ja fast als Charakterschwäche interpretiert”, brachte einer der ExpertInnen die vorherrschende Haltung gegenüber Meinungsänderungen in unserer Gesellschaft und der Geschäftswelt auf den Punkt. Das ist ein Problem, denn damit wir die ständigen Nullsummenspiele, die Zero-sum Games, in denen einer in dem Ausmaß verliert, in dem der andere gewinnt, endlich beenden, müssen wir nicht nur unsere Perspektiven, sondern unser gesamtes Mindset ändern. Ein verbindendes Wertesystem, das einerseits nicht von Krisen erschüttert werden kann, aber andererseits auch flexibel genug ist, um sich an veränderte Gegebenheiten und individuelle Bedürfnisse anzupassen, wird notwendig.

Über den Zukunftsszenario-Prozess:

„Der beste Weg, die Zukunft vorher zu sehen, ist, sie zu gestalten“, erklärte schon Abraham Lincoln. In einem Zukunftsszenario-Prozess wird daher mit Unsicherheiten, also dem Gestaltbaren, nicht mit dem, was schon fix und unveränderbar ist, gearbeitet. In 3 Szenario-Workshops mit über 30 unterschiedlichsten ExpertInnen aus Wissenschaft, Unternehmen, Startups, Physik, AI, Philosophie, Psychologie, Medien, Kunst und der Next Generation, also Jugendlichen, 3 Online-Diskussionen mit 574 Likes und 486 Kommentaren, einer Online-Ideation mit 40 eingebrachten Ideen und Experteninterviews mit dem Komplexitätsforscher John Casti und dem Israelischen Nobelpreisträger Dan Shechtman wurden Zukunftsszenarien zum Thema „Ökonomische Puffer“ entwickelt. Nicht, um die Zukunft vorher zu sehen, sondern um sie zu gestalten.

Mehr dazu finde Sie im ExpertInnenpapier „Zukunftsszenarien Ökonomische Puffer“, und zwar hier.

Die Präsentation zur Diskusisonsveranstaltung mit einer Übersicht der Szenarien finden Sie hier.

Kontakt:
Ursula Eysin, Red Swan
E: ursula.eysin@redswan.at
M: +43 676 96 838 96

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